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Fehlstart in die Digitalisierung – was tun?

Ich nehme an, dass viele Unternehmen wie folgt auf dem Weg in die Digitalisierung sind:

  • Ausgewählte Mitarbeiter*innen haben viel Zeit in digitalen Task-Force Projekten verbracht
  • Es wurden die Produkte ausgesucht, mit denen die Digitalisierung vorangebracht werden soll
  • Hunderte, wenn nicht tausende von eleganten Power-Point Folien wurden erstellt und Entscheider*innen vorgelegt
  • Die Digital-Produkte wurden beschafft und installiert, das Operations-Personal geschult

Dann kommt der große Tag: Der Schalter analog → digital wird umgelegt.

Und. Nichts. Ändert. Sich. Nichts. Gar nichts. Genauer gesagt: Es bleibt alles, wie es vorher war. Nur in digital.

Das Beste, was in diesem Fall passieren kann, ist, dass diese Information möglichst schnell den Weg nach oben findet. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass während des Digitalisierungs-Prozesses etwas Wichtiges übersehen wurde: Die Mitarbeiter*innen auf dem Weg in die schöne, neue und effizientere digitale Welt abzuholen und mitzunehmen.

Ich bin sicher, dass alle über die kommenden Veränderungen informiert wurden. Per Mail?
Gab es in der Information einen Link auf die Handbücher des neuen Systems? Organigramme? Vielleicht sogar Prozessbeschreibungen, in denen dargestellt wird, wie die bisherigen Prozesse 1:1 von der Papierform in Richtung digitaler Workflow migriert werden? Bestimmt.
Hat sich, nach einer eingeplanten Anlaufphase, die Effizienz erhöht? Wahrscheinlich nicht.

Um es überspitzt auf den Punkt zu bringen: Falsch verstandene Digitalisierung ist eine der schnellsten und sichersten Möglichkeiten, das Vertrauen der Belegschaft zu verspielen.

Die meisten Menschen haben keinen Chip implantiert, in den hinein neue Informationen auf elektronischem Weg hochgeladen werden können. Sie sehen in allem, was ihre Arbeit automatisiert, eine Gefahr für entweder ihren Arbeitsplatz oder zumindest für die Work-Life-Balance. Teilweise zu Recht. Der andere Teil ist, dass genau diese Arbeitsplätze verlorengehen werden, wenn keine Digitalisierung stattfindet. Das ist gefühlt irgendwo anders, nicht im eigenen Unternehmen. Solange man annimmt, unentbehrlich zu sein.

Digitalisierung funktioniert nur mit der Ressource, die am Ende auch den Umsatz Ihres Unternehmens sicherstellt: Menschen. Falls das nicht der Plan ist, wird die Digitalisierung scheitern. Immer. Falls das der offizielle ursprüngliche Plan war, ändern Sie die Perspektive und betrachten das Thema aus der Sicht der Betroffenen. Welche Informationen sind nicht auf der Empfängerseite angekommen?

Digitalisierung ist eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe. Auch eine Gesamt-Bildungsaufgabe. Und wo – abgesehen von Schulen und Ausbildungsstätten – bringen Investitionen in die Erhöhung digitaler Kompetenz nachhaltig Umsatz und Gewinn? Für alle Beteiligten? In Ihrem Unternehmen.

Wagen Sie einen Neustart in die Digitalisierung, dieses Mal zusammen mit den Menschen, für die Sie Verantwortung tragen.